Wir leben in einer Zeit, in der die Grenzen fallen. Unsere Kinder studieren im Ausland. Prüfungen und Zeugnisse werden mittlerweile europaweit gegenseitig anerkannt. Auch als Jäger sollte man sich fragen: Wo legen in Zukunft unsere Jungjäger ihre Jagdprüfung ab? In den letzten Jahren anerkennen immer mehr Kantone auch ausserkantonale und ausländische Jagdfähigkeitsprüfungen. Bis jetzt ist die Zahl der Schweizer Jäger, welche eine Jagdprüfung im Ausland ablegen, eher gering, die Tendenz ist jedoch zunehmend. Besonders die Intensivkurse, die in Deutschland von professionellen, privaten Jagdschulen und Landesjagdschulen angeboten werden, erfreuen sich bei den Schweizer Jagdscheinanwärtern zunehmender Beliebtheit.
Klassische Ausbildung
Um das deutsche Ausbildungswesen für Jäger zu verstehen, muss man vorausschicken, dass es in Deutschland im Prinzip zwei verschiedene Wege gibt zur Erlangung der Jagdfähigkeitsprüfung, vielerorts «das grüne Abitur» genannt. Die bestandene Jagdfähigkeitsprüfung ist in allen deutschen Bundesländern uneingeschränkt gültig. Der klassische Weg ist die Ausbildung mit Hegetagen und Kursangeboten der lokalen Jägerschaft, in etwa so, wie wir es kennen. Diese Kurse werden von den Kreisjägerschaften organisiert und angeboten. In Deutschland selbst besucht die grosse Mehrzahl der werdenden Jäger die herkömmlichen Kurse bei den örtlichen Kreisjägerschaften, welche in der Regel etwa ein gutes Jahr dauern. Diese sind etwas billiger als die der privaten Jagdschulen. Es sind etwa 15 bis 30 Schweizer, die jährlich auf diesem Wege ihre Jagdprüfung ablegen, in erster Linie auch, um soziale Kontakte zur lokalen deutschen Jägerschaft herzustellen. Was Kosten und Aufwand betrifft, ist dieser Ausbildungsweg in etwa mit unseren kantonalen Kursen und Prüfungen gleichzusetzen, auch wenn markante Unterschiede von Kanton zu Kanton durchaus vorhanden sind. Bei dieser klassischen Ausbildung liegt die Durchfallquote beim ersten Anlauf etwa bei 30 Prozent. Für deutsche Verhältnisse ist das relativ hoch. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Kurse nicht immer durch professionelle Kursleiter durchgeführt werden, ebenso lässt das abgegebene Unterrichtsmaterial oftmals zu wünschen übrig. Dafür werden diese Kurse für eine geringe Gebühr durchgeführt, und es fallen keine grossen Reise- und Logierkosten an, da die Kurse lokal stattfinden. Der Besuch des Schiessstandes und die Schiessausbildung (Munition, Waffenmiete, etc.) sowie die Prüfungsgebühren sind die Positionen, welche bei dieser Art von Ausbildung tatsächlich zu Buche schlagen. Hier genaue Zahlen zu nennen ist nahezu unmöglich, jedoch sollte man mit mindestens 1000 Euro (ca. Fr.1500.–) rechnen.
Wochenendkurse
Im Übrigen bieten auch private Jagdschulen und einige Landesjagdschulen solche Lehrgänge als so genannte Wochenendkurse an. Sie dauern zwischen zwei und sechs Monate, Hegestunden und praktische Arbeit im Revier inbegriffen. Hier bekommt man in aller Regel auch gute Unterlagen, und die Mentoren sind meist geschulte Erwachsenenbildner. Am Ende des Lehrganges steht die Jagdprüfung. Ein solcher professionell geführter Wochenendlehrgang kostet etwa 1000 bis 1800 Euro (ca. Fr. 1500.– bis 2700.–), hinzu kommen vielerorts noch die Prüfungsgebühren, die Fahr- und Logierkosten. Achtung: Die Kosten für Schiessstand und Munition sind nicht immer in den Kursgebühren enthalten. Was die Gesamtkosten für einen Wochenendkurs anbelangt, kann man keine abschliessende Summe nennen, da die Anbieter sehr weit voneinander abweichende Angebote machen. Da der Aufwand für die wiederholten Anreisen aus der Schweiz sehr gross ist, werden diese Kurse praktisch nie von Schweizern besucht…